Julie von Anhalt-Köthen (1793-1848)
Julie von Anhalt-Köthen wurde am 4. Januar 1793 als Gräfin von Brandenburg, Tochter des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. und der Gräfin Sophie von Dönhoff, geboren. Erzogen im Hause des Hofmarschalls von Massow, galt sie in ihrer Jugend als schönste Frau am Preußischen Hof.
Umzug nach Köthen
1816 wurde Julie mit dem 24 Jahre älteren Friedrich Ferdinand zu Anhalt-Köthen-Pless vermählt. Zwei Jahre nach ihrer Vermählung erlosch die Linie Anhalt-Köthen und die Regierung ging an Ferdinand über, der mit seiner Gemahlin Julie 1819 in die Residenzstadt Köthen einzog.
Julie kannte Prunk und Glanz am preußischen Hof und versuchte, etwas davon nach Köthen zu holen. Die Reithalle im äußeren Schlossbereich entstand 1821 und der Ferdinandsbau im Jahre 1828. Die alte Gold- und Silbermanufaktur auf dem Wall wurde für Julie zu einem Palais umgebaut, das ihr als Sommer- und Witwensitz diente (heute Wallstraße 27). Aus dem alten Thronsaal entstand der wunderschöne Spiegelsaal, der am 4. Januar 1823 zu ihrem 30. Geburtstag mit einem großen Hofball eingeweiht wurde.
Über Julie wird berichtet, sie sei groß von Gestalt, begabt und interessiert, aber auch stolz und hochmütig gewesen. Sie beabsichtigte, aus dem Köthener Hof eine rauschende Residenz zu machen, arrangierte Vergnügen, wie man sie bisher noch nie gesehen hatte. Da sie sich keiner kräftigen Gesundheit erfreute, ging sie oft auf Reisen nach Karlsbad und Alexisbad, unterstützt durch ihren Leibarzt Dr. Samuel Hahnemann.
Übertritt zum katholischen Glauben
In Paris kam das Herzogspaar im Jahre 1825 in Kontakt mit den Jesuiten. Von deren Glauben beeindruckt und aus tiefer Überzeugung vollzogen sie am 24. Oktober 1825 in Conflans die Konversion zur katholischen Kirche. Friedrich Wilhelm III. hat seiner Halbschwester Julie den Glaubensübertritt nie verziehen.
Im Frühjahr 1827 begann der Bau der katholischen Kirche St. Maria und einer katholischen Schule. Außerdem wurde das Kloster der Barmherzigen Brüder in der Wallstraße gegründet.
Am 23. August 1830 verstarb Julies Ehemann Friedrich Ferdinand. Da die Ehe kinderlos geblieben war, wurde ihr Schwager Heinrich Herzog von Anhalt-Köthen. Er ließ die katholische Kirche fertig stellen.
Wegzug von Köthen
Julie, die Köthen verlassen musste, ging gemeinsam mit ihrem Berater und Beichtvater Pater Beckx zuerst nach Stolberg im Harz und dann nach Wien. Im Juni 1833, zur Einweihung der katholischen Kirche und zur Umbettung des Herzogs in die Krypta der Kirche, kam sie nach Köthen zurück und stiftete als Weihegeschenk einen Hochaltar aus italienischem Marmor.
Julie, die seit 1831 als Witwe in Wien lebte, pflegte Zimmervögel und korrespondierte deshalb noch 1836 mit dem Köthener Ornithologen Johann Friedrich Naumann.
Nachdem Julie am 27. Januar 1848 in Wien nach mehrwöchigem Krankenlager verstarb, wurde ihr Leichnam nach Köthen überführt und in der Gruft der katholischen Kirche neben ihrem Ehemann am 19. Februar 1848 beigesetzt.