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Tagesstätte für seelisch Behinderte jetzt im Lutzestift

Schöne helle Räume, eine geräumige Küche, viel Platz zum kreativen Arbeiten: All das steht den Mitarbeiterinnen der Tagesstätte für seelisch Behinderte und ihren Klientinnen und Klienten seit dem 1. Juni zur Verfügung. Denn die Tagesstätte, die erst zum 1. Januar dieses Jahres wieder in die Trägerschaft der Kanzler von Pfau’sche Stiftungen übergegangen ist, hat im Lutzestift ihre neuen Räumlichkeiten bezogen.

Sie bietet damit 15 Menschen mit psychischen Erkrankungen Platz, die in der teilstationären Einrichtung betreut werden können. Auch der Hospizdienst der Kanzler von Pfau’sche Stiftung hat nunmehr seinen Sitz im Lutzestift. Ende Juni gaben die Leiterin der Tagesstätte für seelisch Behinderte, Gudrun Lill und die Koordinatorin der drei Hospizdienste der Stiftung, Angelika Börstler, einen Einblick in die neuen Räumlichkeiten und in ihr Tätigkeitsfeld.


Tagesstätte für seelisch Behinderte

Die Tagesstätte für seelisch Behinderte ist Anlaufstelle für jene Menschen mit psychischen Erkrankungen, die beispielsweise aus einer stationären Behandlung entlassen werden, so Gudrun Lill. Viele müssten erst wieder lernen, den Alltag zu bewältigen, neuen Mut und Selbstvertrauen fassen und Dinge meistern, die für gesunde Menschen selbstverständlich sind. In der Tagesstätte bekommen sie hierbei Unterstützung. „In der Einrichtung“, so Leiterin Gudrun Lill, „bekommen die Klienten Hilfe zur Selbsthilfe.“ Anhand eines geregelten Tagesablaufs und mit Hilfe von fachlich versierten und erfahrenen Mitarbeiterinnen lernen die Klientinnen und Klienten, wieder einen normalen Alltag zu gestalten. Einkaufen und Kochen etwa zählt zum alltagspraktischen Training, aber auch Ergotherapie wird regelmäßig durchgeführt. Durch kreatives Arbeiten mit Holz oder Ton werden Konzentration und Koordination gefördert, zudem wird Gedächtnistraining gestaltet aber auch Gespräche geführt und gemeinsame Spiele gespielt, um die Geselligkeit zu fördern.
Die Ursachen für seelische Behinderungen sind vielfältig, weiß Gudrun Lill. So kommen Menschen in die Tagesstätte, die an Depressionen oder Zwangserkrankungen leiden, die aufgrund eines traumatischen Erlebnisses psychisch erkrankt sind oder nach einem Burnout Hilfe benötigen. In jedem Fall muss eine ärztliche Einweisung vorliegen.
Derzeit sind fünf der insgesamt 15 vorgehaltenen Plätze in der Tagesstätte belegt. Wie lang die Klientinnen und Klienten in der Tagesstätte bleiben, ist unterschiedlich. Häufig bleiben die Klienten Jahre in der Einrichtung und kommen dank der Unterstützung immer besser zurecht. Eines weiß sie aber auch: „Man kann leider nicht jedem helfen“


Hospizdienst Köthen und Umgebung

Der Hospizdienst Kanzler von Pfau’sche Stiftung bietet nun auch vor Ort in Köthen eine ambulante Begleitung Schwerkranker, Sterbender und ihrer Angehörigen an. Angelika Börstler, die Koordinatorin der drei Hospizdienste der Stiftung, ist fortan ebenfalls im Lutzestift anzutreffen. Sie koordiniert neben den ambulanten Diensten in Bernburg und Eisleben auch die derzeit 22 aktiven Ehrenamtlichen, die in Köthen und Umgebung sterbenskranke Menschen und deren Angehörige unterstützen. Zur Begleitung gehören Besuche, Gespräche und nach Kräften eine Entlastung der Angehörigen. „Die Ehrenamtlichen versuchen bei all dem zu unterstützen, was dem Kranken gut tut“, so Angelika Börstler.

Die Hospizbegleitung ist ein Angebot zur Ergänzung von Pflege und Behandlung. Es entstehen keine Kosten. Der Hospizdienst Köthen ist rund um die Uhr unter 0151 188 222 02 erreichbar.


Trauercafé

Ebenfalls vom Hospizdienst organisiert soll auch ein Trauercafé künftig in den neuen Räumlichkeiten im Lutzestift eingerichtet werden. Der Raum dafür ist bereits vorbereitet, nur die Möbel und ein wenig Dekoration fehlen noch. Geplant ist, dass dort einmal im Monat – immer am letzten Donnerstag des Monats von 16 bis 18 Uhr – Trauernde zusammen kommen können, um sich miteinander auszutauschen. Ein Besuch des Trauercafé steht jedem offen und ist kostenfrei. Ab September soll das Trauercafé geöffnet sein.

Nutzung des „Lutzestiftes“

Weiterführende Informationen

Das „Lutzestift“, Springstraße 28 in Köthen (Anhalt), gehört erst seit kurzer Zeit der Kanzler von Pfau'sche Stiftung und steht noch vor einer umfassenden baulichen Sanierung. Danach wird es in verschiedener Weise sozial genutzt werden.

Erklärung des Namens „Lutzestift“
Der Name geht auf Arthur Lutze zurück. Dieser wurde 1813 in Berlin geboren und wuchs bei Stettin auf. Da er früh seine Eltern verlor, war ihm als junger Mann eine wissenschaftliche Ausbildung verwehrt. Lutze beschäftigte sich neben seinem Postdienst, in dem er zunächst beruflich tätig war, mit der Homöopathie und wurde zu einem ihrer bekanntesten Vertreter. Nach bewegten Lebensjahren kam er 1846 nach Köthen (Anhalt), dem ehemaligen Wirkungsort Samuel Hahnemanns, und baute hier in den 50-er Jahren des 19. Jahrhunderts eine nach ihm benannte Klinik auf. Lutze erwies sich als ein erstaunlich vielseitiger Arzt (er hatte 1850 in der Augenheilkunde promoviert), Geschäftsmann und sozial handelnder Mensch. Seine Klinik florierte und verhalf ihm zu einem legendären Ruhm. 1871 verstarb Arthur Lutze in Köthen (Anhalt).

Geschichte des „Lutzestiftes“
1848 kaufte Arthur Lutze ein Grundstück in der Springstraße, welches er erweiterte und auf dem er 1854/55 eine Klinik errichten ließ. Sie war damals die größte Homöopathieklinik der Welt und erfreute sich einer überaus großen Nachfrage von Hilfesuchenden. Nach dem Tode Lutzes blieb das Klinikgebäude bis zum Ende des 2. Weltkrieges im Besitz der Familie. Es wurde weiter für medizinische Zwecke genutzt, ebenso auch als Wohnhaus.
1952 zog die Verwaltung des Rates des Kreises Köthen – später die Landkreisverwaltung - hier ein. Für diesen Zweck wurde der Gebäudekomplex bis 1996 genutzt. Nach der Sanierung durch die Köthener Wohnungsgesellschaft, der die Liegenschaft nun gehörte, zogen verschiedene Künstler und der Köthener Karnevalsverein hier ein. Im Jahr 2010 wurde die ehemalige Lutzklinik an die Kanzler von Pfau’sche Stiftung veräußert, die sie nun als „Lutzestift“ für ihre Zwecke umbauen wird. Derzeit sind die Tagesstätte für seelisch Behinderte, der Hospizdienst für Köthen und Umgebung und das Büro der Leiterin der drei Hospizdienste der Stiftung im Lutzestift untergebracht.

09.07.2013
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