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Ein Amerikaner schreibt im Goldenen Buch der Stadt Geschichte

„Wir freuen uns sehr, Sie heute hier zu Gast zu haben und sind sehr stolz, Ihnen, in Vertretung für Ihren Vater und dessen heldenhaften Einsatz für unsere Region, eine ganz eigene Seite unseres Goldenen Buches der Stadt Köthen (Anhalt) zu öffnen, um der Geschichte der Befreiung Köthen (Anhalt) auf ewig eine persönliche Note zu verleihen.“ So hieß Oberbürgermeister Bernd Hauschild am 28. Mai 2022 ganz besonderen Besuch im historischen Ratssaal der Stadt Köthen (Anhalt) willkommen.

Auch wenn der Gast selbst vermutlich keines der Worte Hauschilds verstanden hat. Seine Muttersprache ist Englisch und musste erst übersetzt werden. Doch der herzliche Empfang der in den Ratssaal geladenen Stadtratsmitglieder hat die Sprachbarriere gekonnt überwunden. Und der Besuch war kein geringerer, als der Sohn des amerikanischen Offiziers, dem Köthen die Freiheit seit 1945 zu verdanken hat.

Zum 77. Mal beging Köthen (Anhalt) in diesem Jahr den Jahrestag der Befreiung aus dem Nazi-Regime des zweiten Weltkrieges.

Anlässlich dieses Jubiläums hat der Verein „Kulturregion Anhalt & Bitterfeld e.V.“ den jüngsten Sohn des Generals Samuel Hogan, dessen Armee Köthen (Anhalt) im April 1945 in die Freiheit führte, zu einer Tour durch die von „Hogan’s 400“ befreiten Regionen eingeladen.

Der damals 29-jährige Samuel Hogan, ein gebürtiger Texaner, war Offizier in der „3.-US-Panzerdivision“, einer 400-Mann-starken Einheit. Am 14. Und 15. April 1945 gelang es „Hogan’s 400“ die Region um Köthen vom regierenden Nazi-Regime zu befreien.

Nach dem Ende des Krieges arbeitete Samuel Hogan als Anwalt am sogenannten „Borkumer Prozess“ mit. Verhandelt wurde ein Verbrechen aus dem Jahre 1944, bei dem sieben US-amerikanische Streitkräfte, eines am Nordstrand notgelandeten Kampfbombers, erst in Kriegsgefangenschaft genommen und schließlich brutal erschlagen wurden.

Um den bereits 2005 verstorbenen Samuel Hogan für seine Verdienste rund im Köthens Befreiung zu würdigen, hat der Verein „Kulturregion Anhalt & Bitterfeld e.V.“ William Hogan, den jüngsten Sohn Samuels, nach Deutschland eingeladen, um ihm das Leben der Gegend zu zeigen, das sein Vater mit geprägt hat.

Sichtlich ergriffen von der Gastfreundlichkeit der Menschen in Anhalt und Umgebung, trug sich William, der einst in derselben Einheit wie sein Vater diente, in das Goldene Buch der Stadt Köthen (Anhalt) ein. Mit den Worten „Vielen Dank allen, die meinen Vater nicht vergessen haben“ bedankt sich der Sohn des Offiziers bei allen Köthenerinnen und Köthenern, die die Geschichte der heldenhaften Befreiung Köthens Jahr für Jahr wieder begehen.

Und auch die Familie des Offiziers Samuel Hogan hat eine lange militärische Tradition inne. „Meine Geschwister und ich sind in sechster Generation beim US-Militär“ erzählt Sohn William den Anwesenden im Ratssaal. Sein ältester Bruder, Patrick Hogan, hat sich bereits im Vietnam-Krieg verdient gemacht. Seine Schwester Mary hat es zwar wieder zurück in die Vereinigten Staaten verschlagen, um dort ihre eigene Familie zu gründen, sie hat aber lange Zeit in verschiedenen, vom US-Militär betriebenen Einrichtungen in Deutschland gedient und pflegt bis heute rege Kontakte zu deutschen Familien, überall im Land.

William, der jüngste von Samuels Söhnen, arbeitete nach seinem Militärdienst als Referent für das US-Verteidigungsministerium. „Eigentlich wollte ich schon in Rente sein“ witzelt William und gerät in Plauderlaune. „Dann wurde mir aber eine Position beim Militär in Europa angeboten und das war noch ein unerfüllter Wunsch. Das Angebot musste ich einfach annehmen“ schwärmt der Oberstleutnant, der seit über einem Jahr als Verbindungsoffizier der amerikanischen Streitkräfte in Paris stationiert ist. Und doch hat der Traumjob beim Militär seine Schattenseiten. William ist Vater eines kleinen Sohnes, seine Familie wohnt aber nach wie vor im US-Bundestaat Florida, im Osten der USA. „Aufgrund der strengen Coronabestimmungen habe ich meinen Sohn sehr lange nicht sehen können. Aber im Juli kommt mich meine Familie besuchen und darauf freue ich mich sehr“ ergänzt William Hogan auf Nachfrage.

Und bis dahin bekam er die Möglichkeit auf den Spuren seines Vaters die Geschichte zu erleben, die Köthen zu dem machte was es heute ist. Eine Stadt die man gern besucht.

 

 

28.05.2022
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