Die offene Kinder- und Jugendarbeit in Köthen (Anhalt) veranstaltete eine Podiumsdiskussion zum Thema „Entkriminalisierung von Cannabis“
Am 26. September 2022 wurde der Anna-Magdalena-Bach-Saal, im Veranstaltungszentrum Köthen (Anhalt), zur hitzigen Diskussionsplattform.
Als Gast war der Jugendrichter Andreas Müller aus Berlin geladen, der mit gewagten Äußerungen über die längst überfällige Legalisierung der Rauschdroge zur aktiven Diskussion in Sachen Legalisierung von Cannabis anregte. „Die Gesetze zur Strafverfolgung im Zusammenhang mit Cannabis gehören in den Müll“, hieß es mehrmals an diesem Abend. Die Gesetze seien obsolet und Menschen würden, aufgrund des Konsums einer Substanz, die nicht gefährlich sei, grundlos bloßgestellt und mit Schwerverbrechern verglichen. Bereits in der Vergangenheit sorgte der Jurist des Amtsgerichts Bernau häufig mit aufsehenerregenden Urteilen für hohes öffentliches Interesse. Auch in seinem Buch „Kiffen und Kriminalität. Der Jugendrichter zieht Bilanz“ verteidigt er das Vorhaben, Cannabis zu entkriminalisieren, fordert einen angemessenen Umgang mit dem Rauschmittel und verfechtet öffentlich die Behauptung, dass Cannabis nicht als Einstiegsdroge zu werten sei.
Den Gegenpart zur Diskussion an diesem Abend übernahm Peter Meißner, der Vorsitzende des Landesverbands Sachsen-Anhalt vom Bund deutscher Kriminalbeamter. Für ihn gibt es bei Cannabis keine Grauzone und die bewusstseinsverändernden Erzeugnisse aus der Hanfpflanze sollten unter keinen Umständen der Legalisierung und damit dem Alltagsleben zugeführt werden. „Die Behauptung, es gäbe keine Cannabis-Toten, sehe ich sehr kritisch. Die Polizeikollegen werden sehr häufig zu Unfällen mit Todesfolge gerufen und wenn dort der Einfluss des Rauschmittels nachgewiesen ist, dann sehe ich das durchaus als eine durch Cannabis verursachte Todesfolge“, beschreibt der erfahrene Beamte im Versuch die Behauptung des Jugendrichters zu widerlegen, Cannabis habe niemals Tote gefordert. Auch, so der Kriminalbeamte, sei es falsch zu behaupten, Personen, die unter Verdacht stehen gekifft zu haben, würden durch die Polizei zu öffentlichen Urintests am Straßenrand gezwungen. Dieses Beispiel entspräche keinesfalls der Wahrheit und zähle somit nicht als Argument, das Rauschmittel durch die Entkriminalisierung alltagstauglich zu machen.
Ebenfalls nahmen die Suchtberaterin Kerstin Beutler, der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde St. Jakob, Martin Olejnicki und zwei Vertreter des Jugendforums Köthen (Anhalt) an der Diskussion im Veranstaltungszentrum Köthen teil.
Die Veranstaltung fand im Rahmen der Präventionsarbeit von Streetwork Köthen statt.
Im Rahmen der Präventionskampagne gab es wenige Tage zuvor auch eine Lesung mit dem Autor Sebastian Caspar. Basierend auf seinem Buch „Zone C“ lud er zu einem aktiven Vortrag über seine persönlichen Erfahrungen mit der Substanz „Crystal Meth“ und seinem erfolgreichen Weg aus den Fängen des Rauschmittels, nach zehn Jahren der Abhängigkeit.