Die Kastanienschule in Köthen wird barriereärmer
Karlotta ist sieben Jahre alt und wie viele kleine ABC-Schützen konnte auch sie den Schulstart kaum abwarten. Drei Wochen ist Karlottas erstes Schuljahr bereits alt und sie ist begeistert von ihrem neuen Lebensabschnitt, wie ihre Mutter, Franziska Siemke berichtet: „Sie ist schon richtig im Schulalltag angekommen, hat viele Freunde und fühlt sich sehr wohl hier.“ Eine Sache unterscheidet die Schulanfängerin aber doch von ihren Mitschülern: Treppen zu überwinden oder schwere Eingangstüren zu öffnen ist für das kleine Mädchen eine tägliche Hürde, denn sie ist auf den Rollstuhl angewiesen und die Kastanienschule ist gegenwärtig nicht barrierefrei. „Für uns als Eltern war klar, dass Karlotta einmal eine Regelschule besuchen soll. Ihre kognitiven Fähigkeiten entsprechen denen Gleichaltriger, sie ist eben nur körperlich eingeschränkt“, erzählt Franziska Siemke, die auch Karlottas Zwillingsschwester in der Kastanienschule eingeschult hat. „Das ist die Schule unserer Wahl. Sie liegt nicht nur in unserem Einzugsgebiet, sondern seit auch Karlotta den Wunsch geäußert hat, eine Regelschule besuchen zu wollen, hab ich mir seit vergangenem Jahr einige Schulen im Gebiet angesehen und ich muss sagen, ich habe mich hier von Anfang an sehr gut aufgehoben gefühlt.“
Also hieß es fleißig Anträge schreiben, damit sich das Schulgebäude an die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler anpasst und nicht andersherum. „Im Moment“, fährt die Zwillingsmutter fort, „passieren die Umbauarbeiten nur für Karlotta, aber ich hoffe, dass zukünftig mehr Kinder den Weg der Inklusion wählen können und so wie meine Tochter auf einer Regelschule ihre Abschlüsse machen, wie andere Kinder auch.“
„Es gibt die freie Schulwahl. Das bedeutet alle Eltern können die Schule wählen, von der sie denken, dass es für ihre Kinder die richtige Einrichtung ist. Und nun haben sich Karlottas Eltern für die Kastanienschule entschieden und es ist ganz cool, dass wir diesen Wunsch, auch wenn es ein bisschen länger dauert, ordentlich erfüllen können“, betont Oberbürgermeister Bernd Hauschild.
Zur Zielsetzung der am Schulgebäude geplanten Umbaumaßnahmen gehört es, für eine sichere Beförderung von Rollstuhlnutzerinnen und Rollstuhlnutzern innerhalb des Treppenaufgangs zu sorgen. Hierzu wird in den kommenden Monaten aus den genehmigten Fördermitteln, in Höhe von rund 43.000 Euro, ein rollstuhlgerechter Hublift am Schulgebäude installiert. Ergänzt wird das Ziel der Barrierebeseitigung durch den Einbau einer automatischen Eingangstür, um einen vereinfachten Zugang zum Schulgebäude zu ermöglichen.
Die Schulleitung hofft, dass die Maßnahmen noch in diesem Jahr abgeschlossen werden können. Derzeit ist Karlotta bei der Bezwingung der Stufen im Eingangsbereich des Schulgebäudes noch auf fremde Hilfe angewiesen.