Brennende Luft und brennende Paletten – Ortsjugendfeuerwehr Köthen (Anhalt) trainierte im Zeltlager für den Ernstfall
Dort hatte der stellvertretende Ortswehrleiter Yves Kluge – entgegen seiner Natur und seines beruflichen Ethos, aber im Sinne der Übung – Holzpaletten in Brand gesetzt.
Nach einer gebührenden Ankunft unter Blaulicht machten sich die 13 Kinder und Jugendlichen in ihren Einsatzgruppen gleich ans Werk: Die nächstgelegene Wasserquelle wurde lokalisiert, Schläuche ausgerollt und das richtige Equipment ausgewählt. Im Nu war der Brand gebannt und für Stadtjugendfeuerwehrwart Karsten Brosinski und seine KollegInnen blieb noch genug Zeit, um dem Nachwuchs Tipps zu geben. Dementsprechend positiv fiel auch die Manöverkritik aus. „Ich habe nichts auszusetzen, das lief einwandfrei“, befand Brosinski.
Jugend- und Kinderfeuerwehren geben wichtige Lebenslektionen
Der Übungseinsatz war Teil des mittlerweile vierten jährlichen Zeltlagers der städtischen Jugendwehr, das vom 6. bis 9. August am Gütersee stattfand. Eigentlich kommen in den Sommerferien immer alle Nachwuchsabteilungen aus dem Stadtgebiet zusammen, doch bedingt durch Corona blieb es in diesem Jahr bei der Köthener Abordnung. „Im Prinzip haben wir zwei Wochen vorher angefangen zu planen, weil lange nicht sicher war, ob das Lager überhaupt stattfinden kann“, so Brosinski. „Natürlich haben wir ein Hygienekonzept erstellt und als dann das OK kam, ging alles ganz schnell und wir freuen uns, dass es geklappt hat.“ Unter anderem standen dieses Mal die Zelte, die ohnehin jeder selbst mitbringt, etwas weiter auseinander, und gespeist wurde in einem großen Zelt, in dem ausreichender Abstand möglich war.
Froh, dass es mit dem Lager doch noch geklappt hat, war man auch bei der Stadtverwaltung. Die Jugend- und Kinderfeuerwehren seien ein wichtiger Baustein für die Einbindung von Mädchen und Jungen in das gesellschaftliche Leben, betont Ordnungsamtsleiterin Claudia Mikolay. „Dort lernen die Kinder, wie man in Gruppen zusammenarbeitet und was Kameradschaft bedeutet. Das, was die Betreuer dort leisten, geht oft auch über das Fachliche hinaus.“ Ein offenes Ohr für Probleme aus dem Leben der Jugendlichen gehöre dazu.
Ausgelaufenes Öl wurde mit Kakaowasser simuliert
Im diesjährigen Lager standen gleich mehrere Einsätze für den Feuerwehr-Nachwuchs, der bereits 1969 gegründet wurde, auf dem Programm. Allerdings wie später im echten Dienst ohne Vorankündigung. „Wir haben eine Handsirene zum Kurbeln, mit der wir alarmieren“, erklärt Peggy Brosinski, die Ortsjugendfeuerwehrwartin ist. Dann hieß es: Raus aus dem Pool und rein in die Uniform. „Wir sind begeistert, wie gut alle mitziehen bei den Temperaturen.“ An den Tagen des Zeltlagers brannte bei über 30 Grad neben Paletten auch die Luft. Für Abkühlung sorgte da die Rettung einer Person aus dem Gütersee per Schlauchboot. Außerdem musste eine Ölspur – gedoubelt von Kakaowasser – beseitigt und eine eingeklemmte Person mit einem Hebekissen befreit werden.
Auch im vierten Jahr stellte der Angel-Club 66 e. V. sein Gelände am Gütersee für das Lager zur Verfügung. Für diese Unterstützung bedanke man sich genauso wie für die Essensversorgung durch den „Norma“-Markt in der Bernburger Straße. „Besonders möchte ich noch die Familie Wilke aus Köthen erwähnen, die uns immer wieder unter die Arme gegriffen hat“, sagt Karsten Brosinski. Keine Hilfe brauchen die Nachwuchsabteilungen der Stadtwehr offenbar bei der Rekrutierung von kleinen Feuerwehrfrauen und -männern. In Arensdorf wurde aufgrund der hohen Nachfrage in diesem Jahr zusätzliche eine Kinderfeuerwehr ins Leben gerufen, insgesamt sind rund 55 Kinder und Jugendliche im Stadtgebiet in der Wehr aktiv.
Platz sei aber trotzdem noch und wer gute Laune sowie Spaß mitbringe, sei auf jeden Fall willkommen, erklärt Peggy Brosinski. Reinschnuppern kann man außerhalb der Ferien wieder jeden Freitag ab 17 Uhr im Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Köthen (Anhalt) an der Bärteichpromenade. Rede und Antwort zum Thema steht Karsten Brosinski außerdem unter jstwl-koethen@t-online.de oder 0152-299 32 008.