Friedhof

Der Friedhof in der Maxdorfer Straße


Die christliche Friedhofskapelle

Um für die Verstorbenen eine würdige Trauerfeier auf dem christlichen Köthener Gemeindefriedhof abhalten zu können, wurde bald nach der Verlegung des "Gottesackers" in die Maxdorfer Straße der Bau einer Trauerhalle beschlossen. Erst der zweite Versuch, das Vorhaben in die Tat umzusetzen, 1893 sollte erfolgreich sein. Baurat Bunzel reichte erneut Zeichnungen ein und in Köthen ansässige Firmen erhielten die Aufträge zur Umsetzung. Bereits 1894 konnte Nachricht über die Fertigstellung der Friedhofskapelle bekannt gegeben werden.

1894 kaufte die Stadtverwaltung bei dem bekannten Orgelbaumeister Rühlmann aus Zörbig ein Harmonium zur musikalischen Umrahmung der Trauerfeierlichkeiten. Das Bauwerk hat vom Boden bis zur Spitze eine Höhe von 28 Metern, dabei misst die Spitze allein 6 Meter. Eine Renovierung des Innenraumes machte sich bereits 1931 erforderlich. Auch das Dach zeigte bald Schäden, die es 1933 auszubessern galt. 1940 stürzten sogar Teile eines Ziergiebels an der Vorderfront ab, was aber ohne Personenschäden blieb.


Ehrendenkmal I. Weltkrieg

Mit der Errichtung eines Reservelazarett in der Stadt Köthen für die verwundeten und erkrankten Krieger des I. Weltkrieges musste auch ein Platz auf dem Köthener Friedhof bestimmt werden, auf dem die verstorbenen Kriegsteilnehmer des Lazarettes beerdigt werden konnten. Im Oktober des Jahres 1914 gab es die ersten Beisetzungen auf dieser Kriegsgräberanlage. Ursprünglich fanden dort 219 deutsche Soldaten, 6 russische, 5 französische Kriegsgefangene sowie 1 italienischer Kriegsgefangener ihre letzte Ruhestätte. Am 28. Mai 1922 wurde das Ehrendenkmal feierlich eingeweiht. Es umfasst 12 aus Muschelkalkstein bestehende Tafeln, welche an die 629 gefallenen Einwohner der Stadt Köthen erinnern. Die Nebentafeln rechts und links enthalten die Namen der 225 hier begrabenen Soldaten.

2009 wurde das Gräberfeld, auf dem nur noch 6 der 12 Tafeln stehen, mit Mitteln des Bundes und durch die Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt, der Stadt Köthen sowie dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge saniert.


Soldatenfriedhof II. Weltkrieg

Bereits 1940 plante die Verwaltung die Anlegung eines Ehrenfriedhofs "für die zu erwartenden Gefallenen des jetzigen Krieges". Dafür sah man ein Feld gegenüber dem Ehrenfriedhof der Gefallenen aus dem I. Weltkrieg vor, auf dem bereits im März 1942 11 Soldaten, 5 Gefangene und 1 Opfer aus der Zivilbevölkerung beigesetzt waren. Nach dem die ursprünglichen hölzernen Kreuze 1954 zerfallen waren, sind diese durch Kissensteine aus Muschelkalk ersetzt worden. Insgesamt sind 361 Kriegstote des II. Weltkrieges auf dem Soldatenfriedhof beigesetzt.


Jüdischer Friedhof

Bei der Anlegung des neuen Gemeindefriedhofes an der Maxdorfer Straße erhielt auch die Israelitische Kultusgemeinde Köthen eine Fläche von 2.841 Quadratmeter für einen neuen Begräbnisplatz. Der alte jüdische Gottesacker in der Fasanerie war bereits seit langem zu klein, die 1872 beantragte Erweiterung um 1 Morgen jedoch mit der Begründung abgelehnt, dass an einem so belebten Promenadenweg ein Friedhof fehl am Platz sei.

Der Eingangsbereich befand sich am Güterseeweg. Eine Trennung zum allgemeinen Friedhof bestand lediglich in einer natürlich gepflanzten Heckenanlage. Nach jüdischem Ritus ist eine öffentliche Feier bzw. Einweihung eines Friedhofes nicht üblich und so begann die Nutzung der Begräbnisstätte mit der ersten Beerdigung im Jahre 1888.

163 Grabstellen sind bzw. waren auf dem jüdischen Friedhof vorhanden, einige sind witterungsbedingt nicht mehr lesbar oder verschwunden. Einen Belegungsplan, Friedhofsbücher oder auch Listen von den beerdigten jüdischen Bürgern Köthens gibt es nicht. Im Mai 1947 wurden 5.000 Reichsmark für die Herrichtung des zerstörten jüdischen Friedhofes, der sich in treuhänderischer Verwaltung der Stadt befand, bereitgestellt. Bereits im August konnten die fertig gestellten Arbeiten besichtigt werden. 1949 kamen 2.088 Mark für die Kapelle hinzu, die sonst dem Zerfall preisgegeben wäre. Die Arbeiten waren 1950 abgeschlossen.


Trauerhalle auf dem jüdischen Friedhof

Die auf dem jüdischen Begräbnisplatz befindliche Trauerhalle ist zwar deutlich kleiner als die an exponierter Stelle aufragende neugotische Friedhofskapelle des christlichen Friedhofs, doch unterschieden sie sich in ihrer Funktion kaum. Beide Friedhofskapellen sind ungefähr zur gleichen Zeit entstanden und dienten dem Abschiednehmen der Verwandten und Freunde von einem Verstorbenen.

Mit der ersten Bestattung 1888 konnte auch die Trauerhalle ihrer Bestimmung übergeben werden. Der Entwurf des Baus stammt aus dem Jahr 1884 und wurde genau wie der der christlichen Friedhofskapelle vom Stadtbaumeister Bunzel angefertigt. Die Bauarbeiten fanden 1885 ihren Abschluss.

Die jüdische Trauerhalle befindet sich auf einer Achse mit dem Haupteingang des israelitischen Friedhofes. Der Bau erfuhr 1905 durch den Baumeister Friedrich Gothe eine erhebliche Erweiterung auf der Südseite. Dadurch ging die von Bunzel konzipierte zentrale Wirkung der als Oktagon (regelmäßiges Achteck) entworfenen Feierhalle verloren. Außerdem zeigt der Entwurf Bunzels als Bekrönung des Baus einen so genannten "Davidstern" (auch Davidschild genannt) der heute nicht mehr vorhanden ist. Das Gebäude hat eine, für seine geringe, ursprüngliche Grundfläche beachtliche Höhe von 13 Metern. Die schlichten Buntverglasungen der Fenster sind 1905 eingebaut worden. In den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts erfolgte eine grundlegende Renovierung des Baus. Die Fassade, das Dach und die Innenräume wurden saniert. Im gleichen Zuge fand auch eine Instandsetzung der Außenanlagen statt.

Heutzutage trennt ein Zaun den jüdischen von dem allgemeinen Friedhof, um Grabschändungen zu verhindern.

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